Einführung
zu ‘Aufbau und Funktion des Gehirns’
Grundlagen der Anatomie und Physiologie des Gehirns
Das Gehirn wird oft als die komplexeste Struktur des Universums bezeichnet. Von den ca. 100 Milliarden Nervenzellen ist jede mit ca. 1000 Nervenzellen verbunden, so dass sich eine unvorstellbar große Zahl von Verknüpfungskombinationen ergibt. Verglichen mit der Zeit vor 100 Jahren wissen wir viel über das Gehirn, aber letztlich muss man sagen, dass wahrscheinlich nur Bruchteile der Funktionsweise des Gehirns verstanden sind.
In diesem Kapitel fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse über den biologischen Aufbau und die Funktionsweise des Gehirns zusammen. Dies dient als Grundlage sowohl für das neurowissenschaftliche Verständnis des Denkens, Fühlens und Handelns als auch für das Verständnis der Tools ‘Gehirn gesund halten’.
Funktionelle Systeme und neuronale Netzwerke
In den Neurowissenschaften bezieht sich der Begriff "funktionelle Systeme" auf Netzwerke von Neuronen im Gehirn, die zusammenarbeiten, um bestimmte Aufgaben oder Funktionen zu erfüllen. Diese Systeme sind dynamisch und können sich je nach Aufgabe und Kontext verändern. Sie sind nicht auf einzelne Hirnregionen beschränkt, sondern umfassen oft mehrere über das Gehirn verteilte Bereiche, die durch synaptische Verbindungen und Kommunikationswege miteinander verbunden sind. Beispiele sind das Belohnungssystem oder das Alarmsystem.
Effizienz und Gesundheit dieser Netzwerke sind entscheidend für die kognitive Funktion und werden durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, darunter Genetik, Umwelt und Lebensstil.
Diese Netzwerke sind in der Lage, sich ständig zu verändern und anzupassen, ein Prozess, der als Neuroplastizität bekannt ist und es dem Gehirn ermöglicht, aus Erfahrungen zu lernen und sich von Verletzungen zu erholen.
Neuroplastizität
Neuroplastizität ist der grundlegende Mechanismus für Lernprozesse und Gedächtnisbildung und spielt eine entscheidende Rolle bei der Erholung nach Hirnverletzungen oder Schlaganfällen. Sie ermöglicht es dem Gehirn auch, sich an neue Erfahrungen, Informationen und Umgebungen anzupassen. Dies geschieht durch die Bildung neuer Verbindungen zwischen Neuronen oder durch die Verstärkung oder Umstrukturierung bestehender Verbindungen.
Diese Anpassungsfähigkeit des Gehirns bleibt nicht nur in der Kindheit, sondern auch im Erwachsenenalter erhalten. Neuroplastizität unterstreicht die Bedeutung von kontinuierlichem Lernen, geistiger Aktivität und körperlicher Bewegung, da diese Faktoren zur Erhaltung und Förderung der kognitiven Flexibilität beitragen.
Zentrales Nervensystem
Das Zentralnervensystem (ZNS) ist der Hauptteil des Nervensystems und besteht aus Gehirn und Rückenmark. Es fungiert als Steuerzentrale des Körpers, plant Handlungen, verarbeitet Sinnesinformationen und koordiniert Reaktionen.
Das Gehirn, das komplexeste Organ des Körpers, ist verantwortlich für kognitive Funktionen, Emotionen, Gedächtnis und Entscheidungsfindung. Das Rückenmark überträgt Informationen zwischen dem Gehirn und dem Rest des Körpers und ist zentral für Reflexbewegungen.
Vegetatives Nervensystem
Das vegetative Nervensystem, auch autonomes Nervensystem genannt, steuert unbewusste Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung, Verdauung und Stoffwechsel. Es besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem sympathischen und dem parasympathischen Nervensystem.
Das sympathische Nervensystem wird oft als "Kampf-oder-Flucht"-System bezeichnet und bereitet den Körper auf Stressreaktionen vor, indem es beispielsweise die Herzfrequenz erhöht und Energie freisetzt.
Das parasympathische Nervensystem hingegen fördert den "Ruhe- und Verdauungs"-Zustand, indem es Funktionen wie Verdauung und Energiekonservierung unterstützt. Diese beiden Systeme arbeiten zusammen, um den Körper im Gleichgewicht zu halten und auf innere und äußere Herausforderungen zu reagieren.
Sinnesorgane
Sinnesorgane sind spezialisierte Strukturen im Körper, die bestimmte Arten von äußeren oder inneren Reizen aufnehmen und in Nervenimpulse umwandeln, die dann an das Gehirn weitergeleitet werden. Diese Organe ermöglichen es Lebewesen, ihre Umwelt wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Die wichtigsten Sinnesorgane sind: Sehsinn, Hörsinn, Gleichgewichtssinn, Geruchssinn, Geschmackssinn, Tastsinn, Temperatur- und Schmerzempfindung.
Diese Sinnesorgane spielen eine entscheidende Rolle bei der Interaktion eines Organismus mit seiner Umwelt und sind grundlegend für die Wahrnehmung, das Überleben und die Kommunikation. Jedes Sinnesorgan ist auf seine spezifische Funktion zugeschnitten und leitet die entsprechenden Informationen an das Gehirn weiter, wo sie interpretiert und verarbeitet werden.